Was Hänschen nicht lernt, kann Hans doch noch lernen
07.02.2018 Schule, WissenschaftDas Vorurteil, dass man im Alter nicht mehr so lernfähig ist wie in jungen Jahren, hielt sich lange Zeit hartnäckig. Inzwischen konnten Studien jedoch belegen, dass es durchaus möglich ist, bis ins hohe Alter neue Dinge zu lernen. Der Neurologe Arne May vom Uniklinikum Hamburg führte dazu eine Untersuchung durch. Studenten zwischen 20 und 25 Jahren und Senioren ab 60 sollten innerhalb eines abgesteckten Zeitraums jonglieren lernen. Das Ergebnis war eindeutig: Alle Probanden lernten zu jonglieren und in beiden Altersgruppen veränderte sich die Hirnsubstanz. Das bewies, dass Lernen kein Privileg der jüngeren Generation ist und dass unser Gehirn ein Leben lang plastisch und damit veränderbar bleibt. Ein Forscherteam der Universität Washington erfasst seit über 60 Jahren in der Seattle Longitudinal Study Daten zum mentalen Alterungsprozess. Alle sieben Jahre werden die rund 6000 Probanden untersucht. Auch hier zeigen die über 50-Jährigen sehr gute geistige Fähigkeiten. Sie besitzen ein besseres Wortgedächtnis und sind sprachlich kompetenter als ihre jüngeren Mitstreiter. Sie zeigen eine bessere räumliche Orientierung und können komplexe Sachverhalte meist schneller verstehen. Dabei profitieren ältere Menschen in erster Linie von ihrer Lebenserfahrung und ihrem Vorwissen. Jüngere Menschen sind hingegen bei der schnellen Erfassung neuer Sachverhalte besser. Das zeigt sich etwa im Umgang mit Smartphones oder Computern. Hier finden sie sich wesentlich schneller und intuitiver zurecht als Ältere. Bei allem aber gilt: Eine gesunde Lebensweise, ausgewogene Ernährung und Sport können dabei helfen, bis ins hohe Alter lernfähig zu bleiben. Wer seinen Geist sein Leben lang fordert, hat auch später gute Chancen mit Erfolg noch etwas Neues zu lernen. Zwar kann es länger dauern, mit 60 noch eine neue Sprache zu lernen. Solange es dem Lernenden aber Spass macht, spricht nichts dagegen. (mgt)