«Ein Klang, der unter die Haut geht»
25.03.2016 Religion, Unteres Fricktal, Tradition, ZeiningenJanine Tschopp
«Der Klang des Raffelns hat etwas Unheimliches, das unter die Haut geht», findet der Zeininger Gemeindeleiter Ralf Binder. In seiner Pfarrei wird der alte katholische Brauch des Raffelns oder Rätschens in der Karwoche noch praktiziert. Auch in weiteren Gemeinden im Fricktal wie zum Beispiel in Stein, Schupfart, Wittnau, Oeschgen, Gipf-Oberfrick und Frick kommen in der Karzeit anstelle der Kirchenglocken Holzrätschen zum Einsatz.
Gemäss Binder befindet sich die Holzkiste, mit welcher in den nächsten Tagen gerätscht oder geraffelt wird, schon mindestens seit dem Zeininger Kirchenumbau in den 1930-Jahren im Glockenturm. Ohrenbetäubend ist der Lärm, wenn die hölzernen Hammerköpfe, die durch eine Handkurbel in Bewegung gesetzt werden, auf den Resonanzkörper knallen. «Es erinnert an die Schläge der Soldaten, als sie Jesus gekreuzigt haben», so Binder.
In Zeiningen läuten die Kirchenglocken am hohen Donnerstag, auch Gründonnerstag genannt, zum letzten Mal bis zur Osternacht. Zum Zeichen der Trauer über den Tod Christi sind die Glocken in dieser Zeit stumm. Sogar die Glockenschläge, welche die Zeit im Viertelstunden-Rhythmus verkünden, fallen aus. «Es hat etwas schwermütiges, wenn die Glocken nicht läuten und versetzt einen in eine ganz spezielle Traurigkeit», meint Binder. Am Karfreitag sowie am Ostersamstag werden die Kirchenbesucher durch das Rätschgeräusch zum Gottesdienst gerufen.
Das Bedienen der Kurbel, um die Rätsche in Klang zu versetzen, ist ziemlich anstrengend. In einigen Pfarreien sind es Ministranten, welche diese Aufgabe übernehmen. In Zeiningen «raffeln» teils Mitglieder der Kirchenpflege oder auch Interessierte aus der Bevölkerung. «Es ist ein Privileg, wenn jemand Raffeln darf», sagt Dominik Egloff, Präsident der Kirchenpflege in Zeiningen. Egloff empfindet den Gottesdienst am Ostersamstag als etwas sehr besonderes: «Speziell, wenn das Kirchengeläut wieder einsetzt, ist das ein sehr emotionaler Moment.»