«Vergessen wir nicht, es sind Menschen»

  17.12.2015 Brennpunkt, Oberes Fricktal, Politik, Frick

Von Layla Hasler

Rund 180 Personen erschienen zum Informationsabend in der Aula der Schulanlange Ebnet. Sie kamen nicht nur aus Frick, sondern auch aus umliegenden Dörfern. Regierungsrätin Susanne Hochuli erklärte eingangs die Strategie des Kantons, Asylsuchende möglichst oberirdisch statt unterirdisch unterzubringen. Nicht nur wegen der frischen Luft und dem Tageslicht für die Asylsuchenden, sondern auch, weil die unterirdische Unterbringung viel teurer sei. Hochuli erklärte auch, dass man Unterkünfte wie im Sommer die Armeezelte in Aarau und jetzt die sogenannten «Shelters for refugees» (im Volksmund Ikea-Häuser) in Frick nutzen wolle, um zu vermeiden, dass Asylsuchende in Turn- und Mehrzweckhallen untergebracht werden (wie das beispielsweis in Deutschland der Fall ist). Der Alltag der Einwohner soll nicht beeinträchtigt werden, so Hochuli.

Es gebe keine Garantie, dass es mit den Asylsuchenden nie zu Problemen kommen würde, aber negative Auswirkungen wolle man möglichst vermeiden. «Vergessen wir nicht, es sind Menschen», meinte Hochuli schliesslich und rief dazu auf, mit den Asylsuchenden den persönlichen Kontakt zu suchen. Dies würde nicht nur Ängste nehmen, sondern auch zu einem spannenden Austausch führen.

Trottoir und Fussgängerquerung geplant

Projektleiter Manolito Steiner informierte über das weitere Vorgehen beim Werkhof A3. Die Baueingabe soll noch diese Woche erfolgen. Geplant sind zwei Wohnbereiche, einen für Familien und einen für Einzelpersonen. In den beiden Hallen sollen 77 «Shelters» à vier Betten aufgestellt werden. Hinzu kommen eine Infrastruktur für Kochen, Nasszellen und Schule sowie WLAN- Zugänge.

Es wird ein Sicherheitskonzept mit Gemeinde, Polizei, Feuerwehr, Betreuungsfirma und der Sektion Asyl erstellt. Wichtig seien auch die baulichen Massnahmen für die Verkehrssicherheit, erklärte Steiner. Einerseits auf dem Areal selbst. Denn dieses müsse für den Werkverkehr zugänglich bleiben, da sich unter anderem die Salzsilos für den Winterdienst dort befinden. Anderseits muss das Areal auch für den Fussverkehr erschlossen werden, damit die Asylsuchenden zum A3-Center und ins Dorf gelangen können, um beispielsweise ihre Einkäufe zu tätigen. Dafür soll ein Trottoir von der Asylunterkunft (entlang der Hauptstrasse zwischen Frick und Hornussen) zum Dino-Kreisel gebaut werden mit zwei Querungshilfen beim Kreisel.

24-Stunden-Betreuung

Die Betreuung der Asylsuchenden erfolgt rund um die Uhr und wird von der Firma ORS Service übernommen. Die Betreuer haben einen unterschiedlichen beruflichen Hintergrund und sprechen verschiedene Sprachen, wie CEO Stefan Moll-Thissen erklärte. Die Asylsuchenden erhalten zehn Franken pro Tag für Verpflegung und Hygiene sowie 20 Franken pro Monat für Kleider. Den Haushalt (einkaufen, kochen, waschen, putzen) führen die Asylsuchenden selber. Beschäftigungsmöglichkeiten wie Sprachunterricht, Sport oder gemeinnützige Arbeiten sind vorgesehen. Die Betreuer helfen bei Terminen mit Ärzten und Behörden.

Stephan Campi, Generalsekretär des Departements Gesundheit und Soziales (DGS), erklärte die Beschulung für die Kinder der Flüchtlinge. Sie sollen in einem Einschulungsvorbereitungskurs des Kantonalen Sozialdienstes auf dem Areal der Unterkunft, wo auch Schulräume geplant sind, unterrichtet werden. «Den Kindern soll ein rascher Spracherwerb und somit eine rasche Integration ermöglicht werden», sagte Campi.

Das Asylzentrum soll im Juli 2016 in Betrieb genommen werden. Die Zwischennutzung soll enden, sobald die Bauarbeiten für die Sanierung und Umnutzung beginnen. Denn vorgesehen ist nach wie vor, dass der Werkhof A3 künftiger Standort des KKE (Kantonale Katastrophen Einsatzelement) wird (die NFZ berichtete). Dies dürfte Ende 2017 der Fall sein. Die Sektion Asyl sowie das KKE gehören beide zu Hochulis Departement. «Einen internen Konkurrenzkampf um das Gebäude wird es nicht geben», versicherte Hochuli.

Frick erhält keine finanzielle Entschädigung

In der anschliessenden Diskussion drehten sich viele Fragen um die Finanzen. So wollte eine Person wissen, welche Kosten für dieses Projekt auf den Kanton zukommen werden. Hochuli erklärte, dass der Kanton vom Bund eine Globalpauschale von 1500 Franken pro Asylbewerber pro Monat erhalte. «Damit versuchen wir, alles zu zahlen, was anfällt.» Für die baulichen Massnahmen rechnet der Kanton mit einem mittleren sechsstelligen Betrag, wie Balz Bruder, Kommunikationsleiter des DGS, ergänzte. Eine weitere Person wollte wissen, ob Frick nun eine finanzielle Entschädigung erhalte. Die Gemeinde werde nicht mit einer Abgeltung entlastet, weil dies ein Präjudiz schaffen würde für andere Gemeinden, die beispielsweise mit einer Kehrichtverbrennungsanlage belastet seien, erklärte Hochuli. «Wer sorgt für die Integration von den Erwachsenen», stellte jemand die Frage. «Integrieren dürfen wir noch nicht», erklärte Hochuli, solange eine Person den Status «vorläufig aufgenommen» noch nicht hat. Eine junge Frau bemängelte dies. Woraufhin Hochuli entgegnete, dies seien die gesetzlichen Vorgaben. Eine Vermittlung von den hiesigen Werten werde jedoch auch von den Betreuern übernommen.

Personen, welche die Asylsuchenden unterstützen möchten, können sich bei der Gemeinde oder dem Kanton melden. Es wird in den nächsten Monaten eine Helferkonferenz durchgeführt.


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